09 März 2006

Der Sonnenuntergang


Der Sonnenwagen nahet dem letzten Himmelsabhang,
an dessen Fuße plätschernd die Meereswellen tanzen.
Die Sonnenpferde strengen Sich an, der nahen Kühlung
sich freuend und der Ruhe.
Schon ist das Tagsgestirne dem Meer so nahe,
daß es bereits sein Bild im Schoße der stillen Wellen siehet.

Es kommen stets einander die beiden Sonnen näher,
Zwei Königen vergleichbar mit ihrem Prachtgefolge, Die froh, an ihrer Reiche Gemeinschaftliche Gränze, Wie Brüder sich einander entgegen gehn. Die Säume der glühendrothen Räder des müden Sonnenwagens berühren nun die Wellen,

die zischend ihn umkreisen. Seht! eine Silberbrücke schwimmt auf dem Meer, und führet die Sonne zu dem Schiffe, worin, tiefeingeschlummert, sie auf des breiten Weltstroms entlegenem Gewoge zum Morgenthor zurückfährt, um Sterblichen und Göttern den neuen Tag zu bringen.


Elisabeth Kulmann
(1808- 1825)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wusste gar nicht das Ihr einen Dichter an Bord habt !

Anonym hat gesagt…

Das Günters Oma immer so agressiv ist !